Emmels, unser Dorf

Politische Vergangenheit

Heute scheint die politische Aufteilung Mitteleuropas beendet zu sein, so scheint es wenigstens für den Moment. Aber leider war es nicht immer so. Unser Land und mit ihm unsere Vorfahren haben im Laufe der langen Geschichte viele Herrschaften und Mächte erdulden und ertragen müssen. Oft haben das Leid und die Not sie fast erdrückt, um bald wieder für kurze Zeit unter einem milderen Regime weiterleben zu können.

In der vorgeschichtlichen Zeit wird unsere Gegend nicht besiedelt gewesen sein. Nirgendwo findet man Spuren, die in dieser Richtung ausgesagt hätten. Weder Höhlen noch Skelette sind bei uns aus dieser Zeit gefunden worden.

 

Es folgt die Zeit der Gallier bis 53 vor Christus. Auch unsere Heimat gehörte zu diesem, in viele Stämme und Reiche aufgeteilten Volk. Da weder Aufzeichnungen noch Uberlieferungen aus dieser Epoche bestehen, bleibt auch dieser geschichtliche Zeitabschnitt für uns in Dunkel gehüllt.

Alsdann brachte uns Julius Cäsar 57 vor Christus die Römerherrschaft ins Land. Das Volk der Gallier wurde fast vollständig ausgerottet. Dieses große und starke Römerreich dauerte ungefähr 500 Jahre. Aus der Römerzeit sind hier Überreste zurückgeblieben, und zwar Spuren einer Heeresstraße, die auch durch unsere Gegend führte. Den mutmaßlichen Verlauf der Straße verlegt man zwischen Hinderhausen und Oberst-Crombach, über die Rodter Buchen und in gerader Linie nach Osten auf Emmels-Hünningen zu.

Aber kein irdisches Königreich hat dauernd Bestand. Und so wurden die römischen Legionen durch merovingische Franken, einem germanischen Völkerstamm, abgelöst. In diese Zeit fällt auch die Gründung der Klöster Stavelot und Malmedy im Jahre 648.

 

Von 751 bis 843 stellte der Stamm der Karolinger die Könige des Frankenreiches. Der berühmteste und bekannteste war Karl der Große, der seine Herrschaft von 768 bis 814 ausübte.

 

Durch die Teilung dieses Kaiserreiches kam unser Gebiet zu Lothringen.

 

Durch weitere Teilungen in Herzogtümer, Grafschaften und Fürstentümer kam unsere Gegend zum Herzogtum Luxemburg und später, im Jahre 1443, zu Burgund. Unser Burgherr war in Amel und übte vom »Hof von Amel« königliche Macht und Gewalt aus.

Durch die Heirat der Tochter des letzten Burgunderherzogs mit dem Sohne des österreichischen Kaisers kamen unsere Gebiete von 1477 bis 1555 unter die Herrschaft der Osterreicher.

 

1541 entstand Krieg zwischen Osterreich und Frankreich. Auch unsere Heimat hatte schwer zu leiden. St. Vith wurde 1543 in Schutt und Asche gelegt.

Die spanische Herrschaft (von 1555 bis 1598) bescherte unseren Vorfahren die Religionskriege. Wiederholt waren sie Plünderungen und Uberfällen ausgesetzt.

 

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts kamen starke Heere der Holländer. Sie raubten, plünderten, mordeten und schleppten sogar eine pestartige Krankheit ein, die ebenfalls viele Opfer forderte und das Leid und das Elend noch vergrößerte.

Es folgten später die Raubritterkriege des französischen Königs Ludwig XIV. Mehrmals wurde unsere Gegend von den Franzosen überfallen und geplündert. 1689 steckten diese Truppen St. Vith wiederum in Brand.

 

1713 kamen wir erneut unter österreichische Herrschaft. Der österreichische Kaiser Karl II. hinterließ seiner einzigen Erbin Maria Theresia alle seine Länder. Es kam zu langdauernden Thronstreitigkeiten. Besonders war es Frankreich, das sie nicht als Kaiserin anerkennen wollte. Erst durch den Aachener Frieden im Jahre 1748 wurden wir Untertanen Maria Theresias. Unter ihrer Herrschaft wurde auf Anlaß einer nicht durchführbaren Buschordnung vom Jahre 1754 der gesamte Besitz des Hofes von Amel, je nach Größe der Ortschaften an Feuerstellen gütlich durch notariellen Akt auf Schloß Wallerode unter diese Feuerstellen der einzelnen Ortschaften geteilt. Ober- und Nieder-Emmels bekamen + 563 ha. Dadurch erhielten die nutzungsberechtigten Einwohner der beiden Ortschaften das Recht, über ihren Besitz zu verfügen und Nutzen daraus zu ziehen.

Erwähnenswert bleibt, daß Maria Theresia gegen 1756 die Grundsteuer und das erste Kataster einführte. Bis hierhin geschah »Steuerverwaltung« auf folgende Art und Weise: Der große Rat bestimmte die Summe, die die einzelnen Herzogtümer zu zahlen hatten. Dann verteilten die Herren einer jeden Herrschaft den Betrag auf die einzelnen Höfe und Ortschaften. Für Emmels besorgte dieses Geschäft der Rentmeister von Baring auf Schloß Wallerode. Er schrieb einen gemeinschaftlichen Steuerzettel für jedes Dorf und schickte diesen an den Bürgermeister des betreffenden Dorfes. Es wurde eine Schätzungsliste aufgestellt und jeder Einwohner wurde mündlich informiert, bis zu welchem Termin er welche Summe zu zahlen habe. Traf nun der Bürgermeister niemand zu Hause an, so schrieb er mit Kreide den zu zahlenden Betrag auf dessen Haustür, wo dieser dann später mit Hilfe eines lesekundigen Nachbarn entziffert wurde.

 

1789 kam die Französische Revolution. Die Revolutionssoldaten eroberten das ganze Gebiet bis zum Rhein. Sie herrschten hier bis 1814. Somit gerieten unsere Vorfahren unter französische Verwaltung. Während dieser Zeit mußten sie wiederum viele Requisitionen und Unannehmlichkeiten über sich ergehen lassen. Schon 1790 mußte Emmels 6 Fuhrwerke nach Bastogne schicken. Sie mußten Kost für Fuhrleute und Futter für Pferde mitnehmen. 1792 mußte Emmels 60 französische Reiter mit Pferden logieren und beköstigen.

 

Im Jahre 1797 waren in beiden Emmels zusammen 28 Pferde. Von diesen sind Ende 1799 keine mehr vorhanden. Die Lieferungen von Heu, Stroh, Hafer, Holz, Geld, usw. an die französischen Besatzungstruppen haben für viele Familien und Gegenden den Ruin bedeutet.

1799 ließ sich Napoleon zum Kaiser von Frankreich krönen. Wieviele junge Männer aus Emmels an seinen Kriegszügen teilnehmen mußten, ist nicht bekannt. Nur von Andreas Arens aus Ober-Emmels, Vater des berühmten Schulbruders Marianus, wissen wir, daß er 8 Jahre lang Kriegsdienste in Frankreich und Spanien leisten mußte.

Etwas Gutes hat uns die Französische Revolution jedoch gebracht: Die Leibeigenheit, die das Volk jahrhundertelang zu harten Frondiensten verpflichtet hatte, wurde abgeschafft. Die Burgherren wurden vertrieben. Unsere Vorfahren waren freie Menschen auf ihrem Grund und Boden geworden, er gehörte jetzt ihnen. Die Unteilbarkeit des Besitztums fand ein Ende.

Mit dem Sturz Napoleons und dem Wiener Vertrag von 1815 wurde unsere Bürgermeisterei mit den heutigen Kantonen Eupen, Malmedy und St. Vith an Preußen abgetreten. Dies war das erste Mal in der langen und abwechslungsreichen Geschichte, daß unsere Gegend preußisch wurde. Diese preußische Herrschaft dauerte von 1815 von 1920. Wiederum mußten unsere Väter und Söhne mehrmals den Kriegsrock anziehen und für Volk und Vaterland, wie es so »schön« hieß, in den Kampf ziehen. So 1864, als Preußen Krieg gegen Dänemark führte. Bereits 1866 erklärte Preußen Osterreich den Krieg. Am 18. Juli 1870 erklärte Frankreich Preußen den Krieg. Kurze Zeit später, am 2. Dezember desselben Jahres, mußte der große Kaiser der Franzosen seine Waffen in die Hände des Preußenkönigs Wilhelm legen.

Aus Nieder- und Ober-Emmels kehrten alle unversehrt aus diesem Kriege heim. Nur Balthasar Schaus aus Ober-Emmels erlitt eine leichte Verwundung. Als Dank über die glückliche Heimkehr wurde am 13. August 1871 ein großes Friedensfest gefeiert. Mit einem feierlichen Hochamt am Morgen begann der Tag und die tapferen Krieger füllten den Rest des Tages mit ihren Erzählungen der angenehmen und unangenehmen Erlebnisse aus.

 

Alsdann folgte für unsere Heimat und seine Einwohner eine friedlichere Zeit. Die Jahrhundertwende wurde gefeiert, kurzum — die Menschen glaubten und hofften auf bessere Zeiten.

Leider aber wurde diese Stille im Jahre 1914 durch Kriegsgeheul jäh abgelöst. Es meldete sich ein blutiger und erbarmungsloser Krieg an. Dieser Krieg, der von 1914 bis 1918 dauerte, ging in die Geschichte als »der Erste Weltkrieg« ein. 15 junge Leute aus Emmels sind gefallen oder vermißt.

Durch den Friedensschluß kamen wir mit den Kreisen Eupen, Malmedy und St. Vith zu Belgien. Unter belgischer Herrschaft konnten unsere Menschen sich einer ruhigen und zufriedenen Zeitspanne erfreuen, die aber am 10. Mai 1940 ohne vorhergehende Kriegserklärung der Deutschen zerstört wurde. Es begann der Zweite Weltkrieg. Durch einseitigen Erlaß des Führers Adolf Hitler wurden unsere Gebiete dem Großdeutschen Reich einverleibt und den Bewohnern die deutsche Nationalität aufgezwungen. Viele zogen in den ungewollten Krieg und viele kehrten nicht mehr heim.

Nach dem Kriege kamen wir wieder unter belgische Verwaltung, die lange Zeit brauchte, um einen Teil der Nachkriegsprobleme zu lösen. Viele sind einer Lösung näher gekommen, manche aber sind bis heute auf der Strecke geblieben und harren einer endgültigen Lösung in den Archiven des Staatsapparates in Brüssel.

So sahen unsere Vorfahren in all‘ den Jahrhunderten gute und schwere Tage über sich hinweggehen. Sie sahen immer wieder neues Leben hervorsprießen, sahen wie Wege und Straßen Dörfer miteinander verbanden und wie die Einwohnerzahl anstieg. Sie sahen die kultivierten Flächen sich vergrößern und immer wieder durch die Ereignisse der Kriege in elenden Zustand zurückfallen. So erlebten sie, wie in den beiden Weltkriegen 69 ihrer Väter und Söhne ihr junges Leben auf den Schlachtfeldern Europas aushauchten. Sie sahen 74 Invaliden zum häuslichen Herd zurückkehren. Sie sahen viel Leid und spürten viele Wunden, deren Narben bis heute noch immer nicht ganz verheilt und vergessen sind.

Möge aus der guten Saat dieser abwechslungsreichen Geschichte für uns alle eine Zeit des Friedens erblühen und möge unsere Heimat eine Stätte des Wohlergehens und der Zufriedenheit für alle Menschen bleiben. Das walte Gott!

 Zahlen und Fakten

 

Der Name Emmels scheint sich, gemäss der allgemeinen Entwicklung der deutschen Sprache, herzuleiten von Amel. Und so sehen wir darin die Verkleinerungsform oder Abstammung von diesem. Daß AmeI schon 716, zur Zeit der Schlacht bei Amel, ein bedeutender Ort war, ersehen wir daraus, daß damals schon dort eine Kirche stand, und daß dort eine Brücke über den Amelfluss führte. Die anderen Wasserläufe der Gegend dagegen mußten noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts meist durch eine Furt überquert werden. So ist anzunehmen, daß schon früh sich junge Familien von Amel im benachbarten Tal des Nebenflüsschens, am Emmelsbach, ansiedelten.- Und diese Siedlung haben sie dann nach ihrer früheren Heimat, Amel benannt, woraus sich dann im Laufe der Zeit der Name Emmels entwickelte.

Wenn wir heute die Sprache dieser Menschen hören, so würden wir sie nicht mehr Verstehen. Diese Änderung hat sich nicht plötzlich, sondern langsam und unmerklich vollzogen durch den Wechsel von Lauten und Konsonanten in den Wörtern, wie hier bei den Anfangslauteiu A bzw. Ä-E. Das  Schluss-S von Emmels gibt die Abstammung an. So nannten sich z.B. die Nachfolger von Karl Karls und nennen sich heute noch so. Urd die Vom Dorfe Arnel  Abstammenden wohnten in Amels,  woraus durch Lautverschiebung Emmels entstand.

… und seine Lage

Was sich aber im Laufe der Zeit nicht geändert hat, ist die Lage im Gradnetz sowie die hydrographische Lage:

1. Die unveränderliche Lage im Gradnetz

Der Meridian 6°5′ geht zwischen Rodt und Ober-Emmels hindurch. Der Breitenkreis 50°18′ berührt die Dörfer Ober- und Niede-Emmels. Unsere Entfernung vom Aquator ist demnach ungefähr 5.500 km, die Entfernung bis zum Nordpol ungefähr 4.400.

Was Emmels noch besonders attraktiv macht, sind die idealen Verkehrsverbindungen. Emmels liegt an der großen Verkehrsstraße Lüttich-Luxemburg und der Autobahn E42 Lüttich-Verviers-Prüm (Ausfahrt 13 und 14). Auch die umliegenden Ortschaften, ob Richtung Recht, Rodt oder Born, liegen für die Ortschaft Emmels auf direkten Wegen in greifbarer Nähe.

2. Die unveränderliche hydrographische Lage

Durch unsere Großgemeinde zieht sich die Wasserscheide zwischen Maas und Rhein. Von Losheimergraben (665 m Höhe) folgt sie dem Höhenzug zwischen Holzheim und Honsfeld bis Wallerode, folgt dann dem Höhenzug zwischen Emmels und Hünningen (530 m) bis zu den Rodter Buchen (555 m), von da nach Oberst-Crombach und der früheren belgischen Grenze (577 m).

Das Flußgebiet der Maas

Der Emmels-Bach besteht aus 2 Quellbächen: Der nördliche Bach entspringt im Nieder-Emmelser Venn, speist an der Emmels- Borner Straße den Mühlenweiher und fließt durch die Wiesen von Nieder-Emmels weiter.

Der südliche Bach entspringt im Ober-Emmelser Vennchen, fließát durch die Ober- und Nieder-Emmelser Wiesen auf die Emmelser Mühle zu. Kurz vor der Mühle verbindet er sich mit dem nördlichen Bach und fließt auf den ehemaligen Bahnhof Born zu, begleitet die Eisenbahn bis Montenau, wo er in die Amel mündet.

Der Rechtbach entspringt in den Rodter Wiesen und mündet bei Pont in die Amel und mit der Ourthe in die Maas. Das Flußgebiet des Rheines. Bei Crombach entspringt der Mittelbach, der in die Braunlauf mündet. Zwischen Rodt und Neundorf entspringt der Moderbach, der bei Neubrück in die Braunlauf fließt. Die Braunlauf fließt mit Our und Mosel in den Rhein.

Kirchengeschichte

In frühfränkischer Zeit waren die Königshöfe auch die Urzellen des Christentums in unserem weiten, noch recht dünn besiedelten Land. Von den Königshöfen und den Klostergemeinschaften, in deren Einflußbereich unsere Gebiete lagen, ging die Christianisierung unseres Landes aus. Jahrhundertelang war Emmels im Pfarrverband von Amel.

Es darf angenommen werden, daß in Emmels schon sehr früh der Wunsch zum Bau einer eigenen Kirche laut wurde. Es ist sogar durchaus möglich, daß Emmels vor 500 Jahren bereits ein kleines Gotteshaus besaß. Vielleicht ist das Kirchlein später, besonders in dem von Kriegswirren erschütterten 17. Jahrhundert, gänzlich verfallen. Der Überlieferung nach stand die erste Kapelle auf der Hauswiese vom Hause Hengels (ehemals Geschwister Moutschen).

Trotz der Leiden, welche Emmels infolge der französischen Besatzungen von 1702 bis 1714 zeitweilig zu erdulden hatte, fühlten sich diese beiden Dörfer, Ober- und Nieder-Emmels stark genug, in Nieder-Emmels eine Kapelle zu bauen. Bestimmt war es die extreme Armut, die im Jahre 1713 zwanzig Familien dazu trieb, 14 aus Nieder-Emmels und 6 aus Ober-Emmels, in Nieder-Emmels eine Kapelle zu errichten. Die Heiligen Michael und Donatus wurden die auserkorenen Schutzheiligen. Unter ihrem Pfarrer de Huart (von Amel) ging der Bau schnell voran, und so konnte die Kapelle bereits im Jahre 1715 eingesegnet werden. Gegen 1728 wurde die erste Glocke beschafft.

Vor der Französischen Revolution war auch schon eine zweite Glocke vorhanden. Eine dieser beiden Glocken haben die Franzosen zu Kriegsmaterial umgeschmolzen. So gaben es schon zu allen Zeiten Feldherren, Tyrannen oder Führer (egal wie man sie nennt), die sich an Kirchengut vergriffen und immer wieder daran zerbrachen und zugrunde gingen.

Der erste ständige Geistliche in Emmels war der Rektor Cremer. Er war 25 Jahre hier tätig, von 1870 bis 1895. Als fortschrittlicher Denker unter dem Namen »Butterpastor« und als späterer Pfarrer in Amel hat er sich einen Namen gemacht. So gründete er in Emmels den Butterverein, hat das St. Vither Kloster gebaut und für die Rektoratsgemeinde einen Spar-, Vorschuß- und Versicherungsverein gegründet.

Außerdem hat er eine Schule zur Anfertigung von Strohhülsen und Holzschuhen eingerichtet und eine Haushaltungsschule ins Leben gerufen. Hat Wege und Straßen verbessert und ausgebaut. Besonders aber soll hervorgehoben werden, daß der »Butterpastor« wesentlich dazu beitrug, die Kapellengemeinde von Emmels zum Rektorat erheben zu lassen.

Nach Rektor Cremer waren noch 5 Priester in Emmels tätig, bis Herr Kirch als letzter Rektor von Emmels hier im Jahre 1924 zum Pfarrer ernannt wurde.

Blättern wir aber jetzt in das Jahr 1924 zurück, denn hier begann der Plan, eine neue Kirche zu bauen, Gestalt und Form anzunehmen. Inzwischen hatte sich Emmels so vergrößert, daß die vorhandene Kapelle zu klein wurde. Daher war die erste und wichtigste Arbeit von Pfarrer Kirch der Bau einer neuen Kirche. Der Grundstein hierzu wurde am 3. Mai 1925 gelegt und bereits am 5. Dezember 1926 wurde der erste Gottesdienst im neuerbauten Gotteshaus abgehalten.

Die offizielle Einweihung durch Herrn Bischof Kerkhofs von Lüttich wurde jedoch erst am 29. September 1933 vorgenommen.

Im Jahre 1811 wurde die geraubte Glocke durch eine neue ersetzt. Bedingt durch die politischen Umwälzungen und Veränderungen gehörten unsere Ortschaften im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts mal zum Erzbistum Köln, mal zum Bistum Lüttich. Für unsere deutschsprachigen Einwohner wurden diese Verschiebungen ohne merkliche Umstellung für den einzelnen vollzogen. Während des letzten Weltkrieges wurde der Apostolische Administrator des Bistums Aachen zum Verwalter unserer Gebiete ernannt. Seit nunmehr fast 40 Jahren werden die kirchlichen Entscheidungen mit viel Liebe und Geschick von Lüttich aus an unsere Priester und Pfarreien weitergegeben. Emmels kam 1803 zur Pf arre St. Vith und blieb mit ihr vereint bis 1924.

Zwei neue Glocken wurden am Samstag, dem 26. Dezember 1926, für die Kirche geweiht.

Die kleinere Glocke wiegt 8 Zentner und trägt folgende Inschrift:
»Ehre sei Gott in der Höhe! Dem hl. Donatus bin ich geweiht worden. Mein Pate ist Balthasar Schaus, der letzte in der Pfarrei überlebende Krieger von 1866 und 1870 aus Ober-Emmels. Meine Patin ist Anna Maria Mergen aus Nieder-Emmels. Ich wurde gegossen im Jahre 1926 unter der Regierung seiner Heiligkeit Papst Pius XI.; Martin Hubert Rütten, Bischof von Lüttich und Eupen-Malmedy; Karl Beckmann, Dechant zu St. Vith; Josef Kirch, Pfarrer in Emmels.
Donatus, streck‘ aus deine Hand, Dann wird uns Schutz von Gott gesandt. Wenn Ungewitter uns bedroht, Bewahre uns vor aller Not. Beschütz uns wenn der Tod uns naht. Erwirke, daß von Sünden rein, Wir alle gehn zum Himmel ein.«

Die größere Glocke wog 12 Zentner und war dem hl. Erzengel
Michael geweiht. Pate und Patin dieser Glocke waren Michael Franken aus Nieder-Emmels und Elisabeth Schwalen geborene Girretz aus Hünningen.

Sie läuteten zum ersten Mal am 31. Dezember 1926.

Diese zweite Glocke wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges auf Befehl Hitlers heruntergenommen, um zu Kriegsmaterial umgeschmolzen zu werden.

Pfarrer Kirch und seine Pfarrangehörigen waren stolz auf ihre neue Kirche. Die Glocken läuteten feierlich zu den fröhlichen Anlässen und klangen traurig, wenn jemand zu Grabe getragen wurde.

Es nahte sich das Jahr 1940, und Pfarrer Jirch wurde gezwungen, Emmels zu verlassen. Es begann der 2. Weltkrieg. Während der Kriegsjahre leitete Pfarrer Scheif die Geschick unserer Pfarre.

Dann kam der harte Winter 1944/45 und mit ihm die Rundstedtoffensive. Unsere Heimat sollte den Krieg direkt zu spüren bekommen. Vieles wurde zerstört oder beschädigt, so auch unsere Pfarrkirche. Sie wurde so schwer in Mitleidenschaft gezogen, daß in der Zeit vom 17. Dezember 1944 bis nach ihrer Instandsetzung am 17. April 1946 kein Gottesdienst dort stattfinden konnte. Der Gottesdienst wurde zuerst in Privathäusern, dann von März 1945 an in der alten Kirche gehalten, nachdem diese notdürftig repariert worden war. Jede Familie hatte nach dem Kriege seelisches Leid und materielle Sorgen zu ertragen, aber trotzdem halfen alle mit, ihre Pfarrkirche wiedererstehen zu lassen.
Unter anderem waren in der Pfarrkirche das Gewölbe zerstört, alle die schönen Fenster vernichtet, die Donatusfigur lag unbrauchbar am Boden, die aus dem Mittelalter stammende, sehr wertvolle St. Michaelsfigur in viele Teile zersplittert. Glücklicherweise waren die Splitter von Pfarrangehörigen gesammelt worden, so daß diese Statue wiederhergestellt werden konnte.

Im Jahre 1946 wurde Pastor Strock durch den damaligen Bischof Kerkhofs von Lüttich zum Pfarrer in Emmels ernannt. Hier durfte er 21 Jahre lang als Priester und Seelsorger leben und wirken.

In diesen Jahren wurden viele Anschaffungen für die Emmelser Pfarrkirche getätigt, so z.B. um nur einige zu nennen:

1947 wurde eine neue Donatusstatue gekauft. Neue Meßgewänder wurden angeschafft, da die vorhandenen durch Kriegseinwirkung fast unbrauchbar geworden waren.

In den fünfziger Jahren wurden die geweihten Gefäße und die Monstranz neu vergoldet, ein neues Tabernakel wurde am Hauptaltar angebracht.

Im Jahre 1957 wurde als Ersatz für die in Deutschland während des Krieges verschwundene Glocke eine neue geliefert und ihrer Bestimmung übergeben. Sie wiegt 600 kg und ist der hl. Familie geweiht. Die Glockenweihe fand am 31. März 1957 statt. Ihre Paten waren Paul Gritten aus Hünningen und Frau Wwe. Margarethe Kütz-Koch (Haarje Jrigt) aus Nieder-Emmels.

In den Jahren 1960/61 wurden die neuen Kirchenfenster eingesetzt, die noch heute ihre volle Farbenpracht entfalten und den Kirchenbesucher gleichsam zum Verweilen einladen.

Pfarrer Strock lebte für und mit seinen Pfarrkindern. »Er war«, wie Herr Dechant Breuer treffend bei seinem Tode sagte, »scheinbar öfters eine rauhe Schale, in der aber immer ein guter Kern steckte«.

1967 kam Pastor Ramscheid nach Emmels. Sein offenes Eintreten für das Gute und Edle in der katholischen Kirche hat ihn nie davon abgehalten, Protest zu erheben, wenn »fortschrittliche« Kreise und Bewegungen versuchten, manches Wertvolle zu begraben und gar als altmodisch oder unmodern abzustempeln. Schon lange war er von einer schweren Krankheit gezeichnet, als er sich schweren Herzens entschließen mußte, sein Amt vorzeitig niederzulegen. Er starb am 22.09.75

Auch in unserer Gegend machte sich schon lange der Priestermangel bemerkbar, und so konnte es niemanden verwundern, daß es auch für Emmels nach dem Abschied von Pfarrer Ramscheid schwierig wurde, einen festen und ständigen Pfarrer zu finden. Aber Gottes Vorsehung hat uns noch nie im Stich gelassen. Und so konnten wir in der Person des Pastor Kalpers einen Priester und Menschen finden, der trotz der vielen Arbeit in den Pfarreien Hinderhausen, Rodt und Emmels-Hünningen immer wieder Zeit findet, für jedes Pfarrkind da zu sein und zu helfen, wo man ihn ruft und braucht.

In der heutigen Zeit sind die Pfarren St. Vith – Emmels – Wallerode und Lommersweiler zusammen. Der Pastor Pohlen leitet nun die Geschicke dieser Pfarren und ist immer mehr auf Menschen angewiesen, die ihm zur Seite stehen z.B. Kommunion- und Firmhelfer.

Unsere Pfarrkiche heute (2010)

Die Feldarbeit

Schon seit vielen Jahrhunderten wird dieser Flecken Erde, den wir Heimat nennen, geachtet und geliebt. Hier bearbeiteten unsere Vorfahren ihre Felder und bauten ihre Häuser, um ein Leben lang mit dieser Heimaterde verwurzelt zu bleiben. In früheren Zeiten war die Landwirtschaft die Grundlage einer Lebensexistenz.

Noch im 19. Jahrhundert wurde die Flur im Wechsel der Dreifelderwirtschaft bestellt. Angebaut wurden Roggen, Hafer, Buchweizen, Flachs, Kartoffeln, meist nur für den eigenen Bedarf. Als Dünger hatte man Stallmist und Kalk. Die Jauche floss ab und ging verloren. Kunstdünger war noch vollständig unbekannt.

Man brach den Boden um, bestellte ihn, solange sich die Ernten noch lohnten und ließ ihn dann liegen, um ein anderes Stück in ähnlicher Weise in Angriff zu nehmen. Die Quaken (Padem), die man heute als schlimmstes Unkraut bekämpft, mussten im Boden bleiben. Damals glaubte man dem Vieh die Weide zu nehmen, wenn dieser Fadem herausgenommen würde. Das Feld blieb liegen, wie es nach der letzten Ernte zurückgelassen worden war, damit es sich ausruhen konnte, d.h. damit sich durch Verwitterung und Einfluss von Bakterien, Luft, Wärme und Wasser neue Nährstoffe im Boden ansammeln konnten. Die Quaken, denen man nachsagt, dass sie noch wachsen, wenn man sie 3 Jahre in der Tasche nachgetragen hat, überziehen schon im nächsten Jahr den Boden. Im 2. Jahr war auch schon der Ginster da, der dem Gras Schutz gegen Frost und Trockenheit gab. Das war die Weide für das Vieh.

So waren ein Teil des landwirtschaftlichen Besitzes Acker, ein Teil Brache (im ruhenden Zustande), ein Teil Weide.

Mähen und Ablegen bei der Roggenernte in Ober-Emmels. Diese Aufnahme wurde am 7. August 1935 durch P. Eicher (Schosse) Peter aufgenommen. V.l.n.r.: Peter Eicher, Maria Eicher, Schosse Mariechen.

Die Ehrfurcht vor dem Brote

Viel Schweiß und Arbeit kostete der Anbau von Roggen. Das Korn säte man in Rodungen. Im Frühjahr zog man los mit schwerer Hacke, um das Heideland für den Anbau zurecht zu machen. Wochenlang hatte man sich mit der Saat abgemüht, dann kam manchmal ein Sommerfrost oder ein Unwetter, das die ganze Arbeit zunichte machte. Denn wenn das Korn im Hause fehlte, dann fehlte das Notwendigste zum Leben. Darum wurde schon dem Kinde die Ehrfurcht vor dem Brote eingeprägt.

Ob mit einem oder drei Pferden, die Arbeit an der Maschine musste geleistet werden

Verwendung von Getreide und Stroh

War die Ernte aber gelungen, so wurde das Korn mit der Sichel geschnitten. Das goldgelbe Stroh diente vor allem dem Vieh im Winter als Nahrung, wogegen das Korn auf den oberen Speicher getragen, dort getrocknet und dann nach Bedarf zur Mühle gebracht wurde.

Wenn das Korn mal knapp war, blieben die Kleie, der »Krösch« (gemahlene Schale und Keimling) im Mehl. Es wurde »ried heraf« gemahlen. Aber jede Familie buk ihr Brot selbst und zwar im eigenen Backofen, der sich meistens »on‘t Backes« befand.

Pferd und Fuhrmann kehren nach getaner Arbeit nach Hause zurück. Hommels (Schaus) Paltes mit Pferd und Mähmaschine mit Ableger für das Getreide.

Die Ernte

Hafer und Kartoffeln waren die einzigen landwirtschaftlichen Erzeugnisse, von denen die Leute in einem guten Jahre vielleicht etwas verkaufen konnten, aber bei den niedrigen Preisen war kaum ein Gewinn zu erzielen.

Es bleibt noch kurz zu erwähnen, dass Stroh bis vor dem Zweiten Weltkrieg bei vielen Familien auch in den Betten verwendet wurde und gleichsam die heutige Matratze ersetzte. Bestimmt haben diese Menschen nicht schlechter, vielleicht besser geschlafen als die heutigen Generationen auf ihren chemischen Fasern und luxuriösen Ausstattungen.

Während der Kriegsjahre 1940-1945 mussten sogar die Frauen und Mädchen bei den Ernten mit Hand anfassen. Hier sehen wir einen »alten Kramer mit Mähbinder«. V.l.n.r. Schosse (Eicher) Nila, Gillessen (Schaus) Pauline, Schossen (Eicher) Annchen, Gillessen (Schaus) Jupp und Sofi.
»Oon de Jangk mijen«, im Gang mähen, war eine harte Arbeit. Es kam hierbei sehr auf die »Schneid« an. Die Sense musste nicht nur gut gedengelt sein, sondern sie musste auch nach dem »Klopfen« ihre Schärfe bewahren, viele meinten, wenn sie Essig ins Schleifwasser zugäben, der gewetzten Sense eine besondere Schneid zu geben. Auf dieser Aufnahme sehen wir drei Männer bei der harten Arbeit.
Nachbarn helfen bei der Kartoffelernte. Ein Nachbarhaus ist 1938 abgebrannt, CARLS Kaspar, Bielen Jasper. V.l.n.r.: Zweber Kätt, Messerich Marja, Carls (Bielen) Julia, Lenz Erna und Fien, Jetzen (Schoster) Maria, Caris (Bielen) Jupp, Messerich Nik., Jetzen (Schoster) Erna und Messerich Frieda.
Mittagspause im Felde. Bongartz Linnert und Heljer (Hilarius) sowie Ann (Anna Kreins)
Picknick (Mahlzeit) im Felde. Auf der Aufnahme haben sich zusammengefunden zur Brotzeit: Münster Bruno (Mettlen), Margraff Erika, Schaus Hilde, Margraff Fien, Münster Annchen und Münster Jöb (Mettlen Jakob)

Von unseren Vorfahren hören wir oft : „Was war das doch eine gemütliche aber harte Zeit damals“. Beim Anblick diesen Fotos kann man sie verstehen.

Auswandern, ja oder nein?

In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts trieb die Not bei der kümmerlich entwickelten Landwirtschaft und der völligen Abgeschlossenheit der Gegend manche Leute nach Amerika, um dort ihr Glück zu suchen.

Von Emmels war nur einer nach dem Goldlande ausgewandert. Es war »Udele Jannes« aus dem heutigen Sieberath-Haus. Das Haus lag damals weiter zurück an der Gasse. Er hat sein Glück nicht in Amerika gefunden, auch dort wurde nur mit Wasser gekocht. Er hatte die meiste Zeit im Freien übernachtet, war aber so klug, dass er genug Geld für die Rückreise auf Seite gelegt hatte. Zurückgekehrt hat er als Tagelöhner gearbeitet und seine letzten Jahre im Altersheim des St. Josefs-Klosters in St. Vith verbracht, wo er auch gestorben ist.

Bauen und Erbauen der Häuser und Stallungen


Es war auch stets der Wunsch und das Ziel unserer Vorfahren gewesen, ein eigenes Haus zu besitzen. Sie nahmen den Wandspruch: »Eigener Herd ist Goldes Wert« sehr ernst.

Diese Häuser waren immer aus Stein gebaut. Mit Holz oder Fachwerk ausgeführte Häuser waren hier nicht üblich. Da der Mörtel nur aus Lehm und Wasser bestand, musste man die äußeren Mauern 70-80 cm dick machen.

Das Holzwerk: Fußbodenbalken, Dachgerüste und Sparren bestanden aus mit dem Beil behauenem Eichenholz. Das Dach war fast immer ein Strohdach. An der Wetterseite hing es so tief herunter, dass man es leicht mit der Hand berühren konnte. Dieses Dach hielt im Winter die innere Wärme zurück und ließ die Sommerhitze nicht eindringen. Vielerorts hatte man noch zusätzlich eine Schutzhecke angepflanzt. Einzelne Dächer der Wohnhäuser waren mit Rechter Schiefer gedeckt. Diese konnten, da sie unregelmäßig dick waren, nicht genagelt werden, sondern wurden in einer dicken Lehmschicht eingebettet. Das Unterhaus bestand aus Küche, Stube und Kammer. Meistens hielt man sich in der Küche auf, weil sie der wärmste Teil des Hauses war. Die Küche war meist mit einer Tür zum Stall hin verbunden. Hier brannte im Winter immer ein offenes Feuer. Die gute Stube wurde selten benutzt und meistens nur bei größeren Festen wie Kirmes usw. zugänglich gemacht. Die Fenster waren klein und vielfach von außen mit senkrecht stehenden Eisenstangen versehen, die mit eingemauert wurden.

GESCHICHTE DER STREITSACHE "EMMELSER WALD"

Im Jahre 2010 überreichte die Verwaltung der Stadtgemeinde St. Vith dem Staatsarchiv Eupen ihre Aktenbestände zur „Streitsache Emmelser Wald“. Die langjährigen Rechtsstreitigkeiten waren im Jahre 2000 durch ein Urteil des Lütticher Appellationshofes vom 22. Juni endgültig beigelegt worden. Obschon
erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges erste Prozesse in der Sache geführt orden waren, war der Konflikt wesentlich älteren Datums und basierte auf der
Übertragung von bedeutenden Grundbesitztümern an die einzelnen Ortschaften des Hofes Amel, die Mitte des 18. Jahrhunderts vollzogen worden
war.
Zur Zeit der Erstellung des sogenannten „Theresianischen Katasters“ in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts bildete jedes Dorf eine eigene „Gemeinde“,
oder besser eine eigenständige Gemeinschaft aller nutzungsberechtigten Einwohner.
Seit der zehn Jahre zuvor am 4. Februar 1756 erfolgten Teilung der Ameler Hofwälder – Ober- und Niederemmels waren Teil des Hofs Amel – verfügte jedes
Dorf über seinen eigenen Anteil an Wäldern, so auch Emmels, das Bestandteil des Hofes war und dem der so genannte „Emmelser Wald“ zugeteilt worden
war. Die Einwohner der Ortschaft – Ober- und Niederemmels bildeten damals eine Einheit – erhielten hierbei Liegenschaften zugeteilt, die einer Fläche von
563 Hektar entsprachen.
Die Schenkung gab den Einwohnern der Ortschaften das Recht, frei über ihren Besitz zu verfügen und diesen zu nutzen. Beim Bau eines Hauses hatte jeder
Einwohner Anspruch auf eine unentgeltliche Lieferung des benötigten Bauholzes, jeder Einwohner hatte das Viehweiderecht und das Recht des
Brennholzsammelns auf einem Hektar Grund. Im Gegenzug mussten die Einwohner einen Feldhüter bezahlen und Frondienste in den Wäldern leisten.
Eine durch den Verkauf von Holz finanzierte gemeinsame selbstständige Kasse diente zu gemeinnützigen Arbeiten (Wegeanlagen, Ankauf von Gelände für
einen Friedhof, Anlage von Wasserleitungen usw.).
Seit dem 29. Fructidor des Jahres IV des Französischen Revolutionskalenders (15. September 1796) bildeten Ober- und Niederemmels mit Hünningen, Rodt,
Hinderhausen und Crombach die „Mairie“ Crombach, die sich aus Teilen der ehemaligen Höfe Amel, St. Vith-Neundorf und Thommen zusammensetzte und
die die bisherigen Gerechtsame oder Nutzungsrechte von Oberemmels und Niederemmels anerkannte. Die Güter, die im Ancien Régime Eigentum des
Feudalherren waren, und auf denen die Gemeinheit gewisse Rechte hatte, wurden Eigentum der neu geschaffenen Gemeinde. Dies blieb auch in der Folge 
so.
Unter preußischer Verwaltung wurde die „Mairie“ durch die Bürgermeistere Crombach ersetzt. Ober- und Niederemmels wurden – wie die anderen
Ortschaften der Bürgermeisterei auch – zu Gemeinden mit einer gewissen Autonomie. Die Gemeindeordnung vom 23. Juli 1845 brachte wesentliche
Neuerungen mit sich. So bestimmte § 1, dass alle Orte, „welche für ihre Kommunalbedürfnisse einen eigenen Haushalt hatten“, eine Gemeinde mit
einem Vorsteher bildeten. Die Bürgermeisterei Crombach bildete nur eine Gemeinde. Nach 1873 wurden die Bürgermeistereien Crombach und
Lommersweiler mit St. Vith in Personalunion verbunden, am 7. Januar 1873 wurden sämtliche der “ Gemeinde Crombach zugehörigen Acten, Registratur,
Mobilien, Utensilien, Siegel und Papiere (…) übergeben.“
Eine grundlegende Neuordnung der Gemeindeordnung erfolgte unter belgischer Verwaltung, als Generalgouverneur General Herman Baltia
tiefgreifende Änderungen vornahm. Mit Wirkung vom 1. Januar 1922 wurden die Bürgermeistereien abgeschafft und die Kantone Eupen, Malmedy und St.
Vith in Gemeinden eingeteilt, die z.T. in Unterabteilungen, den sogenannten Sektionen, unterteilt waren. Die Gemeinde Crombach wurde zunächst nicht in
Sektionen unterteilt, doch setzten sich Bürgermeister Wiesemes, der in Niederemmels wohnte und ganz besonders Pfarrer Kirch für die Bildung von
Sektionen innerhalb der Gemeinde ein. In einem mehrseitigen Schreiben an die Malmedyer Verwaltungsstelle vom 14. Oktober 1924 ging Pfarrer Kirch näher
auf die Thematik ein und bat darum, den beiden Emmelser Ortschaften “ offiziell die gleichen Rechte und Privilegien zuzuerkennen, die den anderen aus
dem Hof Amel hervorgegangenen Ortschaften zuerkannt worden sind.“ Die Bildung einer Sektion Emmels würde es den beiden Ortschaften ermöglichen,
über “ die Früchte ihrer jahrhundertelangen Arbeit in Ruhe zu genießen und frei und klug darüber zu verfügen“. Es wäre aber nicht gerecht, wenn sich die
übrigen Ortschaften der Gemeinde an diesen „Früchten“ bereicherten. Am 18. März 1925 wurde durch General Baltia die Einteilung der Gemeinde Crombach
in die drei Gemeindesektionen Crombach, Rodt und Emmels verfügt, “ deren Rechnungsfuehrung vom 1. Januar 1925 an getrennt zu fuehren ist.“ Daraufhin
bildete sich in Emmels ein „Ausschuss der Sektion Emmels“.
In den Monaten April bis August des Jahres 1931 kam es im „Grenz-Echo“ und in der „St. Vither Volkszeitung“ zu einem ersten Schlagabtausch zwischen dem
Bürgermeister von Crombach und mehreren Einwohnern der Gemeinde Crombach einerseits und einem Emmelser Einwohner und dem „Ausschuss der
Sektion Emmels“ andererseits. Es war von „Raubpolitik“, „grober Vergewaltigung“, „russischen Zuständen“, „Diebstahl“, „Kommunismus“ und „Bolschewismus“, „klerikaler Beeinflussung“ und „waschechten Egoisten“ die Rede. Stein des Anstoßes war zum einen die Anlage einer Wasserleitung in Oberemmels, zum anderen die 1925 stattgefundene Unterteilung der Gemeinde Crombach in mehrere Sektionen. Bürgermeister und Stadt Sankt Vith (Emmelser Wald) 
Schöffenkollegium hatten nach Aussagen ihrer Gegner versucht, das Vermögen der Sektion Emmels zu rauben, „habgierig ihre Hände nach dem Vermögen“
auszustrecken und die Gütergemeinschaft einführen zu wollen, um den anderen, ärmeren Sektionen der Gemeinde unter die Arme zu greifen. Es
erfolgte ein Protest sämtlicher wahlberechtigter Männer der Sektion Emmels. 
Daraufhin hatte die Gemeindeverwaltung einen Rechtsbeistand in Anspruch genommen. Die Emmelser Seite aber beschwerte sich Anfang Februar 1931 bei der „höheren Verwaltung“ über „diese grobe Vergewaltigung“. Die Gegenseite beschuldigte „ein paar Leute von Emmels, welche beim damaligen Regime einen großen Einfluss besaßen“, entgegen den Willensbekundungen der Mehrheit der Bevölkerung die Gemeinde in drei Sektionen gliedern zu lassen,
was „viel böses Blut und Unfriede“ gestiftet habe. Man erinnerte den „Ausschuss für die Sektion Emmels“ an die vielen Ausgaben, die die Gemeinde Crombach in Emmels getätigt hatte und nannte die Mitglieder „waschechte Egoisten“.
In der Folgezeit schwelte der Konflikt um den ca. 560 Hektar zählenden „Emmelser Wald“ weiter. Zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kam es aber erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als der Lütticher Provinzgouverneur verordnete, ein einziges Budget pro Gemeinde aufzustellen. 
Eine 1949 gegründete „Notablenkommission“ nahm für sich in Anspruch, die Interessen der Sektion Emmels durch alle Instanzen verteidigen zu wollen. Sie strebte ein Verfahren an, um die Gemeinde Crombach zur Aufstellung eines getrennten Budgets zu verpflichten. Ein erstes Gerichtsurteil erging am 28. April 1952 durch das Gericht Erster Instanz von Verviers, das die „Gerechtsamen und Privilegien der Einwohner der „hameaux“ Ober- und Niederemmels anerkannte, die als alleinige Eigentümer der streitigen Waldparzellen bezeichnet wurden. Die Ausbeutung derselben durfte nur zum Nutzen der beiden Ortschaften und nicht der ganzen Gemeinde erfolgen. Durch diese Entscheidung blieb der Grundsatz der autonomen Sektionen innerhalb der Gemeinden aufrecht erhalten. Die Berufung gegen das Urteil wurde zu spät eingereicht, so dass das Urteil rechtskräftig wurde. Dessen ungeachtet kam es in der Folge zu einer ganzen Reihe neuer Verfahren vor verschiedenen Gerichtsinstanzen in St. Vith, Verviers, Lüttich, Brüssel und Mons, die zumeist
zu Gunsten der Emmelser entfielen. 

Am 14. Februar 1961 wurde das sogenannte „Einheitsgesetz“ verabschiedet, das sich in Artikel 93 mit dem Eigentum der Sektionen befasste. Da das Gesetz einiges an Klarheit zu wünschen übrig ließ, musste der Artikel durch das „Ergänzungsgesetz zum Einheitsgesetz“ vom 24. März 1972 näher interpretiert werden. Doch auch diese Ergänzung des Artikels 93 ließ viele Möglichkeiten offen.

Die Ende 1961 gegründete Genossenschaft „Die Ortschaften Ober- und Niederemmels“, der nicht alle Emmelser, aber mehrere Hünninger Hausvorstände angehörten, nahm immer mehr Einfluss auf die Verwaltung der Emmelser Güter. 1967 wurden das Urteil von 1952 und das Eigentumsrecht der Sektion Emmels bestätigt, indem festgehalten wurde, dass alle Einkünfte, die das Eigentum der Sektion Emmels vor dem 25. Februar 1961 produziert hatte, zum alleinigen Nutzen der Ortschaften verwendet werden mussten, die diese Sektion bildeten.

Nach der Gemeindefusion des Jahres 1977 wurde die Affäre eine Angelegenheit 8 Stadt Sankt Vith (Emmelser Wald) der Stadtgemeinde St. Vith, da die Gemeinde Crombach aufgelöst und in die Stadtgemeinde St. Vith integriert worden war. Da nach Auffassung der Genossenschaft die bisher ergangenen Urteile durch die Behörden und die
Stadt St. Vith nicht respektiert wurden, richtete sie am 9. Mai 1979 eine Petition an den König, wobei man sich in der Begründung auf das Urteil von 1952 stützte, das den Ortschaften Ober- und Niederemmels, nicht aber den Sektionen, das Eigentumsrecht zugesprochen habe. Ziel war es, den König zu einer Intervention zu bewegen, was aber erfolglos blieb. Im September des gleichen Jahres kam es infolge von Holzverkäufen aus dem Emmelser Wald zu Gunsten der Gemeindekasse zu einer Spaltung des
Stadtrates, als vier Vertreter der Mehrheit aus dieser ausscherten und eine eigene Fraktion bildeten. In diesem Zeitraum kam es auch zu weiteren Urteilen in der Sache, so z.B. vor dem St. Vither Friedensgericht am 12. Februar 1980, das die Besitz- nicht aber die Eigentumsfrage zu Gunsten der Emmelser Genossenschaft regelte und vor dem St. Vither Polizeigericht und dem Vervierser Zivilgericht Erster Instanz wegen angeblicher Forstdelikte durch verschiedene Emmelser Bürger. Gegen diese Urteile, die zu Gunsten der
Genossenschaft entfielen, legten die Forstverwaltung und die Gemeindeverwaltung in der Folge Einspruch ein. Um die Eigentumsfrage definitiv zu klären, beschloss der Stadtrat am 7. Februar 1983, alle laufenden Strafverfahren und die Berufungsklage im Besitztumsverfahren (Urteil vom 12. Februar 1980) niederzulegen. Die Entscheidung zur Eigentumsfrage wurde erstmals Gegenstand eines umfassenden Zivilverfahrens, indem sie dem Vervierser Zivilgericht Erster Instanz überlassen wurde. Diese Entscheidung
war die Ausführung einer Vereinbarung im Koalitionsabkommen zwischen den Mehrheitsfraktionen für die Ratsperiode 1983-1989. 

Im August 1983 ließ die Stadtgemeinde St. Vith 314 Emmelser Haushaltsvorstände vor die französische Kammer des Gerichts in Verviers laden. Am 18. März 1986 entschied das Gericht, dass die Stadt St. Vith alleiniger Eigentümer der strittigen Parzellen sei. Die Emmelser Ortschaften sollten aber gewisse Nutzungsrechte behalten. Da aber  Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Anwendbarkeit des Urteils bestanden und die Emmelser Kooperative sich weiter auf das Besitztumsurteil von 1980 beriefen, das unterschiedlich interpretiert wurde, wurden die strittigen Güter – darunter sogar die beiden Schulen – am 16. September 1987 auf Antrag des Bürgermeister- und  Schöffenkollegiums der Stadt St. Vith unter Sequester gestellt, so dass die Verwaltung der Liegenschaften durch einen St. Vither Notar erfolgte.

Gegen das Urteil vom 18. März 1986 wurde durch den Anwalt der Genossenschaft Berufung eingelegt, die aber durch das Lütticher Gericht nicht anerkannt wurde. 1993 legte ein Emmelser Bewohner erneut Berufung ein und diesmal wurde diese angenommen, so dass die Sache am 10. März 1997 vor dem Appellationshof in Lüttich verhandelt wurde. Nach mehreren Sitzungen wurde die Angelegenheit am 11. Juni vertagt. Am 28. Januar 1998 wurde zwar ein Zwischenurteil gefällt, wonach das Eigentumsrecht der Gemeinde über die Liegenschaften vorläufig bestätigt wurde, allerdings in Erwartung der Klärung mehrerer Vorfragen durch den Schiedshof in Brüssel. Am 30. September 1998 beschloss der St. Vither Stadtrat das Ende der Sequesterverwaltung und die Wahrnehmung der Rechte und Pflichten der Stadtgemeinde St. Vith in ihrer Stadt Sankt Vith (Emmelser Wald) 9

Eigenschaft als Eigentümerin der Waldungen. Die strittigen Güter sollten fortan von der Forstverwaltung verwaltet werden. Am 20. April 1999 entschied der Schiedshof, dass die Gesetze vom 14. Februar 1961 und vom 24. März 1972 nicht im Gegensatz zur Verfassung stehen. Hinsichtlich der Nutzungsrechte war die Aussage von Bedeutung, dass diese
der Gesamtheit der Gemeindeeinwohner gehörten. Am 8. März 2000 wurde das Bürgermeister- und Schöffenkollegium und dem Verwaltungsrat der Genossenschaft „Die Ortschaften Ober- und Nieder-Emmels“ ein „Einigungsvertrag“ unterschrieben, der am 29. März durch den Stadtrat mit den Stimmen der Mehrheit gegen die der Opposition genehmigt wurde. Gegenstand der Vereinbarung war die verbindliche Zusage beider Seiten, das anstehende Urteil des Lütticher Appellationshofes nicht mehr anzufechten. Am 25. Mai kam es in Lüttich zur Gerichtsverhandlung, das Urteil wurde am 22. Juni gesprochen. Das Urteil vom 18. März 1986 konnte endlich vollstreckt werden. Die Eigentums- und Nutzungsrechte der Emmelser Liegenschaften wurden endgültig der Stadtgemeinde St. Vith zugesprochen.

Quelle: Stadt St. Vith